Feuchtgebiete
Mittler zwischen Wasser und Land
Obwohl Feuchtgebiete nur 6 % der Erdoberfläche bedecken, beherbergen sie 40 % aller Pflanzen- und Tierarten. Sie sind als Wasserspeicher wichtig für den Landschaftswasserhaushalt, weil sie Abflussspitzen dämpfen und die Hochwassergefahr verringern; sie speichern große Mengen an Kohlenstoff und sind daher für die CO2-Reduktion von enormer Bedeutung; sie sind natürliche Filter für Gewässer und unterstützen die Selbstreinigung der Gewässer. Eine Vielzahl von Gründen also, sich für die Erhaltung dieser besonders bedrohten Lebensräume zu engagieren.
Was sind Feuchtgebiete?
Feuchtgebiete sind Lebensräume mit einem ständigen oder zumindest häufigen Wasserüberschuss.
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Moore
Der Wasserüberschuss in Kombination mit Sauerstoffmangel verhindert, dass abgestorbene Pflanzenteile vollständig zersetzt werden. Im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende entsteht auf diese Weise Torf. Während Niedermoore durch Grundwasser beeinflusst werden, wuchsen Hochmoore durch die Torfbildung über das Grundwasser hinaus und werden ausschließlich durch Niederschläge mit Wasser versorgt. Dadurch entwickeln sich extreme Standortbedingungen, geprägt durch Nässe, Nährstoffarmut und saure Verhältnisse. In Hochmooren leben vergleichsweise wenige, dafür aber hoch spezialisierte Pflanzenarten. Hauptsächlich verantwortlich für die Torfbildung sind die Torfmoose, die große Mengen an Wasser speichern und dafür sorgen, dass Hochmoore einen eigenständigen Wasserhaushalt unabhängig vom Grundwasser entwickeln.
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Sümpfe
Sümpfe sind durch Oberflächenwasser oder hoch anstehendes Grundwasser geprägt. Im Gegensatz zu Mooren entwickelt sich in Sümpfen kein Torf. Zeitweises Trockenfallen oder sauerstoffreiches Wasser ermöglichen, dass die organische Substanz zu Humus und Mineralstoffen abgebaut wird. In der Natur existieren fließende Übergänge zwischen Sümpfen und Niedermooren.
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Quellfluren
Quellfluren und -sümpfe entstehen dort, wo Grundwasser an der Oberfläche austritt. Diese besonderen Lebensräume sind oft nur wenige Quadratmeter groß. Meist ist das Wasser nährstoffarm, sind die Wassertemperaturen über das Jahr ausgeglichen. Dies schafft spezielle Lebensbedingungen.
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Röhrichte und Großseggen
Röhrichte und Großseggenbestände prägen die Ufer und Verlandungszonen vieler Gewässer. Schilf, auch Rohrkolben, Rohrglanzgras oder Teichbinsen, sind in Mitteleuropa häufige Röhrichtpflanzen. Sie tolerieren schwankende Wasserstände und wachsen teilweise in über einem Meter Wassertiefe. Großseggen wie Steif-, Sumpf-, Schlank- oder Rispensegge dagegen besiedeln höher gelegene Standorte und ersetzen in den Verlandungszonen der Gewässer daher landseitig die Röhrichte. Die Pflanzenvielfalt dieser Lebensräume ist oft eher bescheiden, die Tierwelt dagegen hoch spezialisiert.
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Auwälder
Regelmäßige Überschwemmungen kennzeichnen Auwälder an Flüssen und Seen mit wechselnden Wasserspiegeln. Häufig überschwemmte Wälder sind Weichholzauen mit Weiden, Erlen und Pappeln, die bis zu 200 Tage im Jahr im Wasser stehen können. Seltener überflutete Standorte sind Hartholzauen – in Mitteleuropa vor allem mit Eichen, Ulmen und Eschen. Auwälder zählen zu den artenreichsten Lebensgemeinschaften der gemäßigten Zone. Dies gilt beispielsweise für Brutvögel und Schmetterlinge.
=> mehr zum Thema Auwälder
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Bruchwälder
Im Gegensatz zu Auwäldern wachsen Bruchwälder auf permanent nassen Standorten, also in Mooren und Sümpfen. Aufgrund der nicht oder nur wenig schwankenden Grundwasserstände fehlen auch die Sedimentablagerungen, die viele Auwälder kennzeichnen. Schwarzerlen, Birken und Kiefern sind typische Baumarten.
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Feuchtgebiete erhalten
Kaum ein anderer Lebensraumtyp ist in der Vergangenheit ähnlich stark unter Druck geraten wie die Feuchtgebiete. Es sind daher besondere Anstrengungen zur Erhaltung und Renaturierung erforderlich.
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Intakten Wasserhaushalt erhalten
Der Wasserüberschuss ist der alle Feuchtgebiete kennzeichnende Faktor. In der Vergangenheit wurden viele Feuchtgebiete entwässert. Moderne Maschinen wie Grabenfräsen und Bagger erleichtern dies heute. Zunehmend wird auch die unbeabsichtige Austrocknung zum Problem, zB durch Absinken des Grundwasserspiegels als Folge der Sohleintiefung begradigter und verbauter Fließgewässer.
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Durch Entwässerung verschwinden Feuchte und Nässe liebende Pflanzen und Tiere und damit die charakteristischen Feuchtgebietsarten. |
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In Mooren verändert die Entwässerung den Bodenaufbau: Der ursprünglich wassergesättigte Boden sackt ab. Mikroorganismen zersetzen den Torf, wodurch Nährstoffe in einem Ausmaß freigesetzt werden können, die einer massiven Düngung entsprechen. |
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Entwässerte Moore setzen Kohlendioxid frei und sind dadurch, gemessen an ihrer Gesamtfläche, überproportional stark für den Klimawandel verantwortlich. Entwässerung macht die ursprünglichen „Kohlenstoffsenken“ - Lebensräume, die Kohlenstoff speichern - zu Kohlenstoffquellen. |
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Wichtigste Erhaltungsmaßnahme für Feuchtgebiete ist also die Erhaltung eines intakten Wasserhaushalts. Hierfür sind oft hydrologische Pufferzonen erforderlich, um negative Einflüsse von außen abzuhalten. In Feuchtgebieten mit bereits verändertem Wasserhaushalt sind Wiedervernässungen wichtig. Bei der Renaturierung von Auen ist die natürliche Überschwemmungsdynamik zu beachten.
=> mehr zum Thema Wiedervernässung |
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Nährstoffeinträge verhindern
Nährstoffarme Feuchtgebiete wie Hochmoore, Quellfluren oder Streuwiesen reagieren sehr empfindlich auf Nährstoffeinträge (Eutrophierung) aus intensiv landwirtschaftlich genutzten Flächen der Umgebung, durch Sicker- oder Überflutungswasser oder auch durch Einträge über die Luft.
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Eutrophierung verändert die Pflanzenwelt, da sich nährstoffliebende, konkurrenzstarke Arten auf Kosten der konkurrenzschwachen „Hungerkünstler“ ausbreiten. Damit verbunden ist meist ein Artenrückgang, der vor allem seltene Arten betrifft. |
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Eutrophierung kann durch Austrocknung verursachte negative Bodenveränderungen (Verlust an Torfsubstanz) noch beschleunigen. |
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Zum Schutz vor Eutrophierung sind ausreichend breite Pufferzonen zu angrenzenden intensiv genutzten Flächen wichtig, die nicht oder nur extensiv genutzt werden. Unerwünschte Nährstoffeinträge über die Luft lassen nur über großräumige Vereinbarungen reduzieren. |
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Traditionelle Nutzung erhalten
Streu-, Nass- und Feuchtwiesen sind durch die Nutzung des Menschen entstanden. Die Weiterführung der traditionellen Nutzung ist daher wichtig, um die standorttypischen Lebensgemeinschaften zu erhalten. Untersuchungen zeigten, dass sich negative Veränderungen, etwa durch Nährstoffeintrag oder Austrocknung, in traditionell genutzten Feuchtgebieten weniger gravierend auswirken als in ungenutzten.
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Streuwiesen werden nicht gedüngt und nur einmal im Herbst gemäht, wenn die Pflanzen ihre Nährstoffe bereits in unteriridsche Organe verlagert haben. Mit der Streue wird fast ausschließlich Zellulose abgeführt. Daher liefern Streuwiesen ohne Düngung Jahr für Jahr dieselben Erträge. Das Schnittgut dient daher auch nur als Einstreu und nicht als Tierfutter. Wenn Streuwiesen in der modernen Landwirtschaft keinen Platz mehr haben, sollten alternative Verwertungsmöglichkeiten gesucht werden, zB in Gärtnereien oder als nachwachsende Rohstoffe, damit Streuwiesen nicht zu „Museumswiesen“ degradiert werden, die nur mit großem finanziellen Aufwand zu erhalten sind. |
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Auf nicht bewirtschafteten Feuchtwiesen breiten sich Gehölze aus. Dies gilt besonders für ausgetrocknete und dadurch „waldfähige“ Standorte. Gehölze verändern die Bodenstruktur und verstärken durch ihre höhere Verdunstungsrate die Austrocknung. Feuchtwiesen sollten daher auch aus diesem Grund nicht aufgeforstet werden. |
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Sonderstrukturen erhalten
Kleinräumige Unterschiede im Bodenrelief, natürliche oder künstliche Kleingewässer sorgen für eine große Standort- und Strukturvielfalt und diese wiederum für eine große Artenvielfalt.
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Torfstiche und Geländemulden dürfen nicht aufgefüllt werden. Die natürliche Geländestruktur ist zu erhalten. |
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Entwässerungsgräben können einerseits den Wasserhaushalt unerwünscht verändern und sind andererseits in Kulturlandschaften wertvolle Landschaftsstrukturen. Die naturnahe Pflege der Entwässerungsgräben ist daher von großer Bedeutung.
=> mehr zum Thema Entwässerungsgräben |
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In Auwäldern ist die natürliche Waldynamik mit Alt- und Totholzstrukturen zu erhalten.
=> mehr zum Thema Wald und Naturschutz |
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Störungen vermeiden
Der in vielen Landschaften zunehmende Erholungsdruck trifft Feuchtgebiete mit attraktiven Wasserflächen besonders. Wasservögel, Brutvögel der Moore und Auwälder leiden besonders unter dem Besucherdruck.
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Besucherlenkungsmaßnahmen, indem beispielsweise für Besucher attraktive Standorte zugänglich und für die Tierwelt sensible Standorte gesperrt werden, können das Problem entschärfen. Eine effiziente Information der Besucher ist die Voraussetzung für ein verantwortungsbewusstes Verhalten der Erholungssuchenden. |
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mehr zum Thema Freizeit und Sport |
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Trittschäden verhindern
Viele Feuchtlebensräume sind trittempfindlich. Werden beispielsweise Schilfhalme geknickt, dringt Wasser in die Halme ein und unterbindet die Sauerstoffversorgung der unterirdischen Pflanzenteile. Denn Schilf ist keine Wasserpflanze, sondern ein „ins Wasser vorgedrungenes Gras“, das durch mechanischer Beschädigung leicht abstirbt. Auch Moore und Quellfluren reagieren sehr empfindlich auf Trittbelastung.
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Ungeeignete Wegführungen und Freizeitnutzung auf Feuchtflächen können zu erheblichen Schäden an der Vegetation führen. Dies ist bei Erschließungen zu berücksichtigen. |
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Sind neue Wege unumgänglich, ist eine naturnahe, standortangepasste Bauweise zu beachten: So können beispielsweise Holzstege besonders nasse Stellen überbrücken; in Hochmooren darf kein Kalkschotter verwendet werden, der die angrenzende Vegetation verändert. |
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Schwere Maschinen verursachen Schäden auf nassen Böden. Daher ist die Streuemahd bei möglichst „trockenen“ Verhältnissen, bei gefrorenem Boden oder händisch durchzuführen. |
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Sensible Feuchtflächen auf Weiden lassen sich durch Auszäunen vor Trittschäden schützen. |
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Auf torfhaltige Blumenerde verzichten
Die Torfschicht eines intakten Hochmoors wächst durchschnittlich einen Millimeter pro Jahr. Mächtige Torfschichten benötigen Jahrtausende für ihre Entstehung. In osteuropäischen Mooren ist der Torfabbau die Hauptgefährdungsursache.
=> mehr zum Thema Ökologische Gartenbewirtschaftung
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Unterlagen / Links
R. Luick (2001): Moore, Sümpfe, Röhrichte und Riede. Biotope in Baden-Württemberg 9, 1. Auflage, Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg, Karlsruhe, 47 S.,
Download pdf (4.359 kb)
V. Späth (1995): Bruch-, Sumpf- und Auwälder. Biotope in Baden-Württemberg 7, Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg, Karlsruhe, 33 S.,
Download pdf (6.372 kb)
A. Kapfer (2001): Streuwiesen und Nasswiesen. Biotope in Baden-Württemberg 5, 3. Auflage, Landesanstalt für Umweltschutz Baden-Württemberg, Karlsruhe, 49 S.,
Download pdf (8.431 kb)
BUWAL (Hrsg.) (2002): Handbuch Moorschutz in der Schweiz. Grundlagen, Fallbeispiele 1992-2002. Vollzug Umwelt, Bundesamt für Umweltschutz, Wald und Landschaft (BUWAL), Bern, Download auf
www.bafu.admin.ch/publikationen/
C.-P. Hutter, A. Kapfer & P. Poschold (1997): Sümpfe und Moore. Biotope erkennen, bestimmen, schützen. Biotop-Bestimmungs-Bücher, Weitbrecht Verlag, Stuttgart - Wien - Bern, 135 S.
The Ramsar Convention on Wetlands:
www.ramsar.org
Landesumweltamt Brandenburg (2004): Leitfaden zur Renaturierung von Feuchtgebieten in Brandenburg. Studien und Tagungsberichte des Landesumweltamtes 50, Ministerium für Landwirtschaft, Umweltschutz und Raumordnung des Landes Brandenburg, Potsdamm, 192 S., Download auf
Download pdf (5.772 kb)
C. Strobel & N. Hölzel (1994): Lebensraumtyp Feuchtwiesen. Landschaftspflegekonzept Bayern II.6. Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen (StMLU) und Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL), München, 204 S.,
Download pdf (5.582 kb)
B. Quinger, U. Schwab, A. Ringler, M. Bräu, R. Strohwasser & J. Weber (1995): Lebensraumtyp Streuwiesen. Landschaftspflegekonzept Bayern II.9. Bayerisches Staatsministerium für Landesentwicklung und Umweltfragen (StMLU) und Bayerischen Akademie für Naturschutz und Landschaftspflege (ANL), München, 403 S.,
Download pdf (9.361 kb)