Tierschonende Mahd
Rücksicht auf Wiesenbewohner
 
 
Ohne Mahd keine Wiese – zumindest nicht unterhalb der Waldgrenze. Auch wenn Wiesen erst durch die Mahd entstanden sind, ist damit für tierische Wiesenbewohner eine schlagartige und drastische Veränderung ihres Lebensraums verbunden: Nahrungsmangel, Verlust von Deckung und fehlender Schutz vor Witterung sind die Folgen. Hinzu kommt die direkte Gefahr durch die Mähgräte. Jedes Jahr werden unzählige Tiere durch die Mahd getötet – von Heuschrecken über Blindschleichen und Fröschen bis zu Feldhasen und Rehkitzen. Das Ausmaß der Verluste wird durch mehrere Faktoren beeinflusst: Selbstverständlich von der Tierart und ihrem spezifischen Verhalten, zB von ihrem Fluchtverhalten und -vermögen, vom Aufenthaltsort zur Zeit der Mahd und vor allem auch von der Art des Mähwerks. Grundsätzlich lassen sich zwei Typen von Mähwerken unterscheiden: Schneidende Mähgeräte – zB Sensen oder Doppelmessermähwerke – schneiden das Gras mit scharfen Klingen ab. Nach dem Rotationsprinzip arbeitende Geräte wie Kreisel- oder Trommelmähwerke und Scheibenmähwerke bzw Mulchgeräte schlagen die Vegetation mir rasch rotierenden Messern ab.
 
 
Naturvertägliche Mähtechnik
 
•   Verwendung von Messerbalken-Mähwerken. Die Schädigungsrate von Tieren ist bei Rotationsmähwerken bis zu doppelt so hoch wie bei schneidenden Mähwerken!
 
•   Verzicht auf Mähgutaufbereiter. Mähgutaufbereiter quetschen und knicken das Mähgut und beschleunigen so das Trockenen des Heus, verletzen und töten aber auch unzählige Tiere.
 
•   Keine Schlegelmulchgeräte und Saugmäher zur Pflege von Böschungen, Straßenrändern und anderen Randflächen einsetzen.
=> mehr zum Thema Damm, Böschung, Wegrand
 
•   Eine Schnitthöhe von mindestens 7 cm einhalten, besser sind 10 bis 12 cm. Scheibenmäher lassen sich je nach Fabrikat mit speziellen Hochschnittkufen ausrüsten. Bei Trommelmähern und modernen Doppelmessermähwerken lässt sich die Schnitthöhe einstellen.
 
•   Mahd von innen nach außen oder von einer Seite zur anderen, damit Tiere in die richtige Richtung fliehen.
 
•   Heugewinnung statt Silage: Wird das Mähgut ein paar Tage liegen gelassen, sind die Tiere vor der intensiven Sonneneinstrahlung geschützt und haben genügend Zeit, einen neuen Lebensraum zu suchen.
 
•   Ungemähte oder alternierend gemähte Randstreifen stehen lassen.
 
•   Mosaikmahd - Große Flächen gestaffelt im Abstand von zwei bis drei Wochen mähen. Dadurch bleiben Rückzugsflächen erhalten, bis das Gras wieder nachgewachsen ist.
 
•   Möglichst wenige Überfahrten mit möglichst leichten Geräten durchführen.
 
•   Schnittzeitpunkt anpassen – bei bodenbrütenden Wiesenvögeln wie zB Wachtelkönig, Feldlerche oder Braunkehlchen sollte nach dem Abschluss der Brut bzw zwischen der ersten und zweiten Brut gemäht werden. Zum Schutz von Bienen und Hummeln wird eine Mahd bei bedecktem Himmel und kühleren Temperaturen empfohlen, andere Wirbellose wie Schmetterlinge können hingegen bei höheren Temperaturen besser ausweichen. Für Reptilien ist Mähen bei kühlem Wetter bzw am Morgen oder Abend am besten. Amphibien dagegen ziehen sich bei sonnigem, heißen Wetter in ihre Verstecke zurück. Einen Schnittzeitpunkt, der für alle Tiergruppen ideal ist, gibt es somit nicht. Wichtig ist deshalb, die Anzahl der Schnitte auf das notwendige Minimum zu reduzieren (vgl van de Poel & Zehm 2014).
 
•   Bei der Wahl des Mahdzeitpunkts darauf achten, dass spätblühenden Pflanzen und davon abhängigen Tierarten genügend Zeit für die Entwicklung bleibt. Streuwiesen beispielsweise möglichst spät im Herbst oder erst nach dem Winter mähen.
 
•   Damit keine Rehkitze vermäht werden:
=>  die Fläche vorher absuchen (Kooperation mit dem zuständigen Jäger).
=>  die Rehe am Tag vor der Mahd verblenden, dh mit Blinklichtern, Baustellenlampen und /oder Stofffetzen, Tüchern, raschelnden Plastiksäcken, eventuell auch akustisch durch greller Piepton und mit Gerüchen vertreiben.
=>  Kitzretter seitlich am Mähwerk befestigt. Sie durchkämmen mit Plastikstangen oder Ketten den nächsten Mähstreifen und veranlassen dadurch zumindest einen Teil der Kitze zur Flucht.
=>  Rehkitze mit Infrarot-Sensoren aufspüren (zB ISA-Infrarot Wildretter, L.A.R.S Wildrettungssysteme).
 
 
Unterlagen / Links
 
D. van de Poel & A. Zehm (2014): Die Wirkung des Mähens auf die Fauna der Wiesen – Eine Literaturauswertung für den Naturschutz. ANLiegen Natur 36 (2): 36–51, Download pdf (1.730 kb)
C. Schiess-Bühler, R. Frick, B. Stäheli & P. Fluri (2003): Mähtechnik und Artenvielfalt. Landwirtschaftliche Beratungszentrale (LBL), Download pdf (1.826 kb)
J.-Y. Humbert, N. Richner, J. Sauter, T. Walter & G. Jaboury (2010): Wiese-Ernteprozesse und ihre Wirkung auf die Fauna. ART-Bericht 724, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon (ART), Ettenhausen, 12 S., Download pdf (833 kb)
R. Oppermann & A. Clarßen (1998): Naturverträgliche Mähtechnik. Moderne Mähgeräte im Vergleich. Grüne Reihe, Naturschutzbund NABU Landesverband Baden-Württemberg, Stuttgart, 48 S.
J. Wagner (2012): Schach dem Mähtod. Von traditionellen Methoden der Wildrettung zu modernen Techniken der „Wildretter“. Abschlussarbeit Universitätslehrgang Jagdwirt/in Universität für Bodenkultur, Wien, 70 S., Download pdf (4.259 kb)
Fachstelle Naturschutz Kanton Zürich (1998): Die Pflege von artenreichen Wiesen: Schnittzeitpunkt. Zürich, Download pdf (1.047 kb)
A. Bosshard, B. Stähel & N. Koller (2007): Ungemähte Streifen in Ökowiesen verbessern die Lebensbedingungen für Kleintiere. Merkblatt AGRIDEA, Lindau / Lausanne, Download pdf (117 kb)
P. Fluri, R. Frick & A. Jaun (2000): Bieneverluste beim Mähen mit Rotationsmähwerken. Mitteilung 39, Schweizerisches Zentrum für Bienenforschung, 21 S.
Oppermann, R. & A. Krismann (2002): Naturverträgliche Mähtechnik und Populationssicherung. BfN-Skripten 54, Bundesamt für Naturschutz, Bonn-Bad Godesberg, 76 S.
J.-Y. Humbert (2010): Low input meadow harvesting process and its impact on field invertebrates. Dissertation ETH Zürich, 88 S., Download pdf (1.199 kb)
Deutsche Wildtier Stiftung (2005): Stoppt den Mähtod. Praxisratgeber. Deutsche Wildtier Stiftung, Hamburg, 19 S.
 
 
letzte Änderung Mai 2011, © UMG
 
   

 
 
Tierschonende Mahd
Rücksicht auf Wiesenbewohner
 
Ohne Mahd keine Wiese – zumindest nicht unterhalb der Waldgrenze. Auch wenn Wiesen erst durch die Mahd entstanden sind, ist damit für tierische Wiesenbewohner eine schlagartige und drastische Veränderung ihres Lebensraums verbunden: Nahrungsmangel, Verlust von Deckung und fehlender Schutz vor Witterung sind die Folgen. Hinzu kommt die direkte Gefahr durch die Mähgräte. Jedes Jahr werden unzählige Tiere durch die Mahd getötet – von Heuschrecken über Blindschleichen und Fröschen bis zu Feldhasen und Rehkitzen. Das Ausmaß der Verluste wird durch mehrere Faktoren beeinflusst: Selbstverständlich von der Tierart und ihrem spezifischen Verhalten, zB von ihrem Fluchtverhalten und -vermögen, vom Aufenthaltsort zur Zeit der Mahd und vor allem auch von der Art des Mähwerks. Grundsätzlich lassen sich zwei Typen von Mähwerken unterscheiden: Schneidende Mähgeräte – zB Sensen oder Doppelmessermähwerke – schneiden das Gras mit scharfen Klingen ab. Nach dem Rotationsprinzip arbeitende Geräte wie Kreisel- oder Trommelmähwerke und Scheibenmähwerke bzw Mulchgeräte schlagen die Vegetation mir rasch rotierenden Messern ab.
 
 
Naturvertägliche Mähtechnik
 
•   Verwendung von Messerbalken-Mähwerken. Die Schädigungsrate von Tieren ist bei Rotationsmähwerken bis zu doppelt so hoch wie bei schneidenden Mähwerken!
 
•   Verzicht auf Mähgutaufbereiter. Mähgutaufbereiter quetschen und knicken das Mähgut und beschleunigen so das Trockenen des Heus, verletzen und töten aber auch unzählige Tiere.
 
•   Keine Schlegelmulchgeräte und Saugmäher zur Pflege von Böschungen, Straßenrändern und anderen Randflächen einsetzen.
=> mehr zum Thema Damm, Böschung, Wegrand
 
•   Eine Schnitthöhe von mindestens 7 cm einhalten, besser sind 10 bis 12 cm. Scheibenmäher lassen sich je nach Fabrikat mit speziellen Hochschnittkufen ausrüsten. Bei Trommelmähern und modernen Doppelmessermähwerken lässt sich die Schnitthöhe einstellen.
 
•   Mahd von innen nach außen oder von einer Seite zur anderen, damit Tiere in die richtige Richtung fliehen.
 
•   Heugewinnung statt Silage: Wird das Mähgut ein paar Tage liegen gelassen, sind die Tiere vor der intensiven Sonneneinstrahlung geschützt und haben genügend Zeit, einen neuen Lebensraum zu suchen.
 
•   Ungemähte oder alternierend gemähte Randstreifen stehen lassen.
 
•   Mosaikmahd - Große Flächen gestaffelt im Abstand von zwei bis drei Wochen mähen. Dadurch bleiben Rückzugsflächen erhalten, bis das Gras wieder nachgewachsen ist.
 
•   Möglichst wenige Überfahrten mit möglichst leichten Geräten durchführen.
 
•   Schnittzeitpunkt anpassen – bei bodenbrütenden Wiesenvögeln wie zB Wachtelkönig, Feldlerche oder Braunkehlchen sollte nach dem Abschluss der Brut bzw zwischen der ersten und zweiten Brut gemäht werden. Zum Schutz von Bienen und Hummeln wird eine Mahd bei bedecktem Himmel und kühleren Temperaturen empfohlen, andere Wirbellose wie Schmetterlinge können hingegen bei höheren Temperaturen besser ausweichen. Für Reptilien ist Mähen bei kühlem Wetter bzw am Morgen oder Abend am besten. Amphibien dagegen ziehen sich bei sonnigem, heißen Wetter in ihre Verstecke zurück. Einen Schnittzeitpunkt, der für alle Tiergruppen ideal ist, gibt es somit nicht. Wichtig ist deshalb, die Anzahl der Schnitte auf das notwendige Minimum zu reduzieren (vgl van de Poel & Zehm 2014).
 
•   Bei der Wahl des Mahdzeitpunkts darauf achten, dass spätblühenden Pflanzen und davon abhängigen Tierarten genügend Zeit für die Entwicklung bleibt. Streuwiesen beispielsweise möglichst spät im Herbst oder erst nach dem Winter mähen.
 
•   Damit keine Rehkitze vermäht werden:
=>  die Fläche vorher absuchen (Kooperation mit dem zuständigen Jäger).
=>  die Rehe am Tag vor der Mahd verblenden, dh mit Blinklichtern, Baustellenlampen und /oder Stofffetzen, Tüchern, raschelnden Plastiksäcken, eventuell auch akustisch durch greller Piepton und mit Gerüchen vertreiben.
=>  Kitzretter seitlich am Mähwerk befestigt. Sie durchkämmen mit Plastikstangen oder Ketten den nächsten Mähstreifen und veranlassen dadurch zumindest einen Teil der Kitze zur Flucht.
=>  Rehkitze mit Infrarot-Sensoren aufspüren (zB ISA-Infrarot Wildretter, L.A.R.S Wildrettungssysteme).
 
 
Unterlagen / Links
 
D. van de Poel & A. Zehm (2014): Die Wirkung des Mähens auf die Fauna der Wiesen – Eine Literaturauswertung für den Naturschutz. ANLiegen Natur 36 (2): 36–51, Download pdf (1.730 kb)
C. Schiess-Bühler, R. Frick, B. Stäheli & P. Fluri (2003): Mähtechnik und Artenvielfalt. Landwirtschaftliche Beratungszentrale (LBL), Download pdf (1.826 kb)
J.-Y. Humbert, N. Richner, J. Sauter, T. Walter & G. Jaboury (2010): Wiese-Ernteprozesse und ihre Wirkung auf die Fauna. ART-Bericht 724, Forschungsanstalt Agroscope Reckenholz-Tänikon (ART), Ettenhausen, 12 S., Download pdf (833 kb)
R. Oppermann & A. Clarßen (1998): Naturverträgliche Mähtechnik. Moderne Mähgeräte im Vergleich. Grüne Reihe, Naturschutzbund NABU Landesverband Baden-Württemberg, Stuttgart, 48 S.
J. Wagner (2012): Schach dem Mähtod. Von traditionellen Methoden der Wildrettung zu modernen Techniken der „Wildretter“. Abschlussarbeit Universitätslehrgang Jagdwirt/in Universität für Bodenkultur, Wien, 70 S., Download pdf (4.259 kb)
Fachstelle Naturschutz Kanton Zürich (1998): Die Pflege von artenreichen Wiesen: Schnittzeitpunkt. Zürich, Download pdf (1.047 kb)
A. Bosshard, B. Stähel & N. Koller (2007): Ungemähte Streifen in Ökowiesen verbessern die Lebensbedingungen für Kleintiere. Merkblatt AGRIDEA, Lindau / Lausanne, Download pdf (117 kb)
P. Fluri, R. Frick & A. Jaun (2000): Bieneverluste beim Mähen mit Rotationsmähwerken. Mitteilung 39, Schweizerisches Zentrum für Bienenforschung, 21 S.
Oppermann, R. & A. Krismann (2002): Naturverträgliche Mähtechnik und Populationssicherung. BfN-Skripten 54, Bundesamt für Naturschutz, Bonn-Bad Godesberg, 76 S.
J.-Y. Humbert (2010): Low input meadow harvesting process and its impact on field invertebrates. Dissertation ETH Zürich, 88 S., Download pdf (1.199 kb)
Deutsche Wildtier Stiftung (2005): Stoppt den Mähtod. Praxisratgeber. Deutsche Wildtier Stiftung, Hamburg, 19 S.
 
 

 


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www.naturtipps.com/mahd.html
Stand Mai 2011