Lärm und Naturschutz
Ein lautes Problem
 
 
Wir leben in einer lauten Welt. Lärm reduziert den Erholungswert der Landschaft und mindert die Lebensqualität. Nicht nur für Menschen, auch für Tiere ist Lärm auf Dauer schädlich. Viele Vögel meiden stark befahrene Straßen und andere verlärmte Lebensräume (weitere Informationen). Im Extremfall führt Lärm zum lokalen Verschwinden von Tierarten. Selbst unter Wasser ist Lärm ein Problem. In den Weltmeeren hat sich der Lärmpegel im 20. Jahrhundert mehr als verdoppelt. Es sind daher große Anstrengungen notwendig, die Lärmbelastung und die damit verbundenen negativen Auswirkungen für Mensch und Tier zu reduzieren.
 
 
Auswirkungen von Lärm
 
•   Stressreaktionen und Hörschäden.
Lärm verursacht bei vielen Wirbeltierarten einschließlich des Menschen Stressreaktionen und wirkt negativ auf den Gesundheitszustand. Schäden am Innenohr treten bei Vogel- und Säugertierarten zwischen 90 und 140 dB(A) auf. Die menschliche Schmerzgrenze liegt bei 120 dB(A). Anders als bei Vögeln regenerieren sich die Haarsinneszellen im Innenohr des Menschen und vieler anderer Säuger nicht. Bleibende Schäden sind die Folge.
 
•   Störung der Umweltwahrnehmung.
Fledermäuse, aber auch Wale und Delphine, orientieren sich mit Hilfe von Ultraschall. Anhand des Echos ihrer Rufe verschaffen sie sich ein Bild ihrer Umwelt. Bei starken Störgeräuschen stellen Fledermäuse die Jagd nach Insekten ein.
Nachtaktive Räuber wie Wildkatze, Marder oder Hermelin jagen nach Gehör. Bei störendem Lärm wird es für sie schwierig, Beute zu fangen. Aber auch für Beutetiere ist unbeeinträchtigtes Hören entscheidend. Lärm beeinträchtigt das Fluchtverhalten, wenn Räuber und Alarmsignale nicht wahrgenommen werden können. Auf diese Weise beeinflusst Lärm die Räuber-Beute-Verhältnisse.
 
•   Viele Tierarten verständigen sich untereinander akustisch. Rufe sind für die Partnersuche, zur Abgrenzung des Reviers und zur Kontaktaufnahme zwischen Eltern und Jungtieren wichtig. Lärm kann den Fortpflanzungserfolg von Vögeln beeinträchtigen (weitere Informationen).
 
•   Auslösen von Fluchtreaktionen.
Plötzlich auftretende Geräusche versetzen Tiere in Alarmbereitschaft und können heftige Fluchtreaktionen auslösen – besonders dann, wenn der Lärm gemeinsam mit optischen Reizen auftritt, beispielsweise bei einem fliegenden Helikopter. Unvorhergesehene Störungen wirken sich in wenig belasteten Regionen besonders stark aus.
 
 
Schutzmaßnahmen treffen
 
Tiere verfügen oft über eine erstaunliche Anpassungsfähigkeit und können sich auch an ein gewisses Maß von Lärm gewöhnen. In Großstädten versuchen Vögel, Lärm durch lauteren Gesang zu kompensieren (weitere Informationen). Wichtige Faktoren für die Beurteilung der Störwirkung sind die Lautstärke, die Dauer (einmalig oder andauernd, regel- oder unregelmäßig) und der Zeitpunkt der Belastung (Tag oder Nacht). Auch die Art des Geräuschs und die Überlagerungen aus unterschiedlichen Lärmquellen sind von Bedeutung.
Dabei dürfen nicht nur die für den Menschen wahrnehmbaren Frequenzen berücksichtigt werden, da viele Tiere auch Ultra- und Infraschall hören! Als Bewertungsgrundlage wurden folgende Schwellenwerte definiert: Ab einer Lautstärke von 47 dB(A) muss bei einer dauerhaften Belastung mit einer Verminderung der Lebensraumeignung für lärmempfindliche Tierarten ausgegangen werden. 60 bis 70 dB(A) sind etwa mit einem 55 %igen Lebensraumverlust gleichzusetzen, 90 dB(A) bedeuten auf Dauer einen 100 %igen Lebensraumverlust (vgl Reck et al. 2001).
 
•   Alle technischen Mittel sind auszuschöpfen um die Lärmbelastung zu verringern. Für Autos gibt es beispielsweise Reifen, die geringere Lärmbelastungen verursachen. Auch eine Reduzierung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit verringert die Belastungen durch den Straßenverkehr deutlich.
 
•   Lässt sich Lärm nicht vermeiden, ist die belastete Zone durch Schutzmaßnahmen möglichst zu begrenzen. Bepflanzte Lärmschutzdämme haben die beste Abschirmwirkung. Auch Lärmschutzwände sind hilfreich. Allerdings verstärken sie die Barrierewirkung von Straßen und Bahnlinien. Sind sie durchsichtig, besteht zudem die Gefahr von Vogelschlag. Gehölze reduzieren die Lärmbelastung um wenige Dezibel, wenn sie dicht bewachsen und breit sind.
=> mehr zum Thema Problem Landschaftszerschneidung
=> mehr zum Thema Vogelschlag
 
•   Ein gleichmäßige, flächendeckende Lärmbelastung der Landschaft ist zu verhindern. Lärmquellen sind möglichst zu bündeln, indem beispielsweise bestehende Straßen ausgebaut, statt zusätzlich neue gebaut werden.
 
•   In Bewertungsverfahren muss das Kriterium "Zivilisationslärm" künftig besondere Bedeutung erlangen. Denn wo finden wir abseits des Hochgebirges oder mancher Küstenregionen noch größere Landschaften, die nicht durch Lärmemissionen aus Verkehr, Wirtschaft, Landwirtschaft oder Freizeitnutzung beeinträchtigt sind? Es sind mehr Ruhezonen erforderlich, in denen jede Lärmerzeugung untersagt ist. Der Erhalt der sogenannten „Soundscape“ – also der natürlichen Geräuschkulisse – ist unverzichtbarer Bestandteil eines umfassenden Landschaftsschutzes.
=> mehr zum Thema Landschaft
 
 
Unterlagen / Links
 
H. Reck (Bearb.) (2001): Lärm und Landschaft. Referate der Tagung „Auswirkungen von Lärm und Planungsinstrumente des Naturschutzes" in Schloss Salzau bei Kiel am 2. und 3. März 2000. Angewandte Landschaftsökologie 44. Bundesamt für Naturschutz, Bonn – Bad Godesberg, 160 S.
H. Reck, J. Rassmus, G. M. Klump, M. Böttcher, H. Brüning, I. Gutsmiedel, C. Herden, K. Lutz, U. Mehl, G. Penn-Bressel, H. Roweck, J. Trautner, W. Wende, C. Winkelmann & A. Zschalich (2001): Auswirkungen von Lärm und Planungsinstrumente des Naturschutzes. Ergebnisse einer Fachtagung - ein Überblick. Naturschutz und Lanschaftspflanung 33 (5), S. 145-149
A. Garniel, W. D. Daunicht, U. Mierwald & U. Ojowski (2007): Vögel und Verkehrslärm. Quantifizierung und Bewältigung entscheidungserheblicher Auswirkungen von Verkehrslärm auf die Avifauna. Schlussbericht FuE-Vorhaben 02.237/2003/LR des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Statdentwicklung, Kieler Institut für Landschaftsökologie, 273 S., Download pdf (10.356 kb)
K. Polachowski (2009): Tiere im Lärm. Auswirkungen und Anpassungsmöglichkeiten. Praktikumsarbeit, Baudirektion Kanton Zürich - Fachstelle Lärmschutz, 19 S., Download pdf (1.583 kb)
R. Stangl & J. Berger (2004): Untersuchung zur Wirksamkeit von Gehölzstrukturen für den Lärm- und Sichtschutz an der Brennerautobahn. Arbeitsbericht im Auftrag der Autostrada del Brennero S.P.A., Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau der Universität für Bodenkultur Wien, 81 S., Download pdf (8.147 kb)
K. Stroh (2008): Lärm – Straße und Schiene. UmweltWissen, Bayerisches Landesamt für Umwelt, 10 S., Download pdf (587 kb)
 
 
letzte Änderung März 2009, © UMG
 
   

 
 
Lärm und Naturschutz
Ein lautes Problem
 
Wir leben in einer lauten Welt. Lärm reduziert den Erholungswert der Landschaft und mindert die Lebensqualität. Nicht nur für Menschen, auch für Tiere ist Lärm auf Dauer schädlich. Viele Vögel meiden stark befahrene Straßen und andere verlärmte Lebensräume (weitere Informationen). Im Extremfall führt Lärm zum lokalen Verschwinden von Tierarten. Selbst unter Wasser ist Lärm ein Problem. In den Weltmeeren hat sich der Lärmpegel im 20. Jahrhundert mehr als verdoppelt. Es sind daher große Anstrengungen notwendig, die Lärmbelastung und die damit verbundenen negativen Auswirkungen für Mensch und Tier zu reduzieren.
 
 
Auswirkungen von Lärm
 
•   Stressreaktionen und Hörschäden.
Lärm verursacht bei vielen Wirbeltierarten einschließlich des Menschen Stressreaktionen und wirkt negativ auf den Gesundheitszustand. Schäden am Innenohr treten bei Vogel- und Säugertierarten zwischen 90 und 140 dB(A) auf. Die menschliche Schmerzgrenze liegt bei 120 dB(A). Anders als bei Vögeln regenerieren sich die Haarsinneszellen im Innenohr des Menschen und vieler anderer Säuger nicht. Bleibende Schäden sind die Folge.
 
•   Störung der Umweltwahrnehmung.
Fledermäuse, aber auch Wale und Delphine, orientieren sich mit Hilfe von Ultraschall. Anhand des Echos ihrer Rufe verschaffen sie sich ein Bild ihrer Umwelt. Bei starken Störgeräuschen stellen Fledermäuse die Jagd nach Insekten ein.
Nachtaktive Räuber wie Wildkatze, Marder oder Hermelin jagen nach Gehör. Bei störendem Lärm wird es für sie schwierig, Beute zu fangen. Aber auch für Beutetiere ist unbeeinträchtigtes Hören entscheidend. Lärm beeinträchtigt das Fluchtverhalten, wenn Räuber und Alarmsignale nicht wahrgenommen werden können. Auf diese Weise beeinflusst Lärm die Räuber-Beute-Verhältnisse.
 
•   Viele Tierarten verständigen sich untereinander akustisch. Rufe sind für die Partnersuche, zur Abgrenzung des Reviers und zur Kontaktaufnahme zwischen Eltern und Jungtieren wichtig. Lärm kann den Fortpflanzungserfolg von Vögeln beeinträchtigen (weitere Informationen).
 
•   Auslösen von Fluchtreaktionen.
Plötzlich auftretende Geräusche versetzen Tiere in Alarmbereitschaft und können heftige Fluchtreaktionen auslösen – besonders dann, wenn der Lärm gemeinsam mit optischen Reizen auftritt, beispielsweise bei einem fliegenden Helikopter. Unvorhergesehene Störungen wirken sich in wenig belasteten Regionen besonders stark aus.
 
 
Schutzmaßnahmen treffen
 
Tiere verfügen oft über eine erstaunliche Anpassungsfähigkeit und können sich auch an ein gewisses Maß von Lärm gewöhnen. In Großstädten versuchen Vögel, Lärm durch lauteren Gesang zu kompensieren (weitere Informationen). Wichtige Faktoren für die Beurteilung der Störwirkung sind die Lautstärke, die Dauer (einmalig oder andauernd, regel- oder unregelmäßig) und der Zeitpunkt der Belastung (Tag oder Nacht). Auch die Art des Geräuschs und die Überlagerungen aus unterschiedlichen Lärmquellen sind von Bedeutung.
Dabei dürfen nicht nur die für den Menschen wahrnehmbaren Frequenzen berücksichtigt werden, da viele Tiere auch Ultra- und Infraschall hören! Als Bewertungsgrundlage wurden folgende Schwellenwerte definiert: Ab einer Lautstärke von 47 dB(A) muss bei einer dauerhaften Belastung mit einer Verminderung der Lebensraumeignung für lärmempfindliche Tierarten ausgegangen werden. 60 bis 70 dB(A) sind etwa mit einem 55 %igen Lebensraumverlust gleichzusetzen, 90 dB(A) bedeuten auf Dauer einen 100 %igen Lebensraumverlust (vgl Reck et al. 2001).
 
•   Alle technischen Mittel sind auszuschöpfen um die Lärmbelastung zu verringern. Für Autos gibt es beispielsweise Reifen, die geringere Lärmbelastungen verursachen. Auch eine Reduzierung der zulässigen Höchstgeschwindigkeit verringert die Belastungen durch den Straßenverkehr deutlich.
 
•   Lässt sich Lärm nicht vermeiden, ist die belastete Zone durch Schutzmaßnahmen möglichst zu begrenzen. Bepflanzte Lärmschutzdämme haben die beste Abschirmwirkung. Auch Lärmschutzwände sind hilfreich. Allerdings verstärken sie die Barrierewirkung von Straßen und Bahnlinien. Sind sie durchsichtig, besteht zudem die Gefahr von Vogelschlag. Gehölze reduzieren die Lärmbelastung um wenige Dezibel, wenn sie dicht bewachsen und breit sind.
=> mehr zum Thema Problem Landschaftszerschneidung
=> mehr zum Thema Vogelschlag
 
•   Ein gleichmäßige, flächendeckende Lärmbelastung der Landschaft ist zu verhindern. Lärmquellen sind möglichst zu bündeln, indem beispielsweise bestehende Straßen ausgebaut, statt zusätzlich neue gebaut werden.
 
•   In Bewertungsverfahren muss das Kriterium "Zivilisationslärm" künftig besondere Bedeutung erlangen. Denn wo finden wir abseits des Hochgebirges oder mancher Küstenregionen noch größere Landschaften, die nicht durch Lärmemissionen aus Verkehr, Wirtschaft, Landwirtschaft oder Freizeitnutzung beeinträchtigt sind? Es sind mehr Ruhezonen erforderlich, in denen jede Lärmerzeugung untersagt ist. Der Erhalt der sogenannten „Soundscape“ – also der natürlichen Geräuschkulisse – ist unverzichtbarer Bestandteil eines umfassenden Landschaftsschutzes.
=> mehr zum Thema Landschaft
 
 
Unterlagen / Links
 
H. Reck (Bearb.) (2001): Lärm und Landschaft. Referate der Tagung „Auswirkungen von Lärm und Planungsinstrumente des Naturschutzes" in Schloss Salzau bei Kiel am 2. und 3. März 2000. Angewandte Landschaftsökologie 44. Bundesamt für Naturschutz, Bonn – Bad Godesberg, 160 S.
H. Reck, J. Rassmus, G. M. Klump, M. Böttcher, H. Brüning, I. Gutsmiedel, C. Herden, K. Lutz, U. Mehl, G. Penn-Bressel, H. Roweck, J. Trautner, W. Wende, C. Winkelmann & A. Zschalich (2001): Auswirkungen von Lärm und Planungsinstrumente des Naturschutzes. Ergebnisse einer Fachtagung - ein Überblick. Naturschutz und Lanschaftspflanung 33 (5), S. 145-149
A. Garniel, W. D. Daunicht, U. Mierwald & U. Ojowski (2007): Vögel und Verkehrslärm. Quantifizierung und Bewältigung entscheidungserheblicher Auswirkungen von Verkehrslärm auf die Avifauna. Schlussbericht FuE-Vorhaben 02.237/2003/LR des Bundesministeriums für Verkehr, Bau- und Statdentwicklung, Kieler Institut für Landschaftsökologie, 273 S., Download pdf (10.356 kb)
K. Polachowski (2009): Tiere im Lärm. Auswirkungen und Anpassungsmöglichkeiten. Praktikumsarbeit, Baudirektion Kanton Zürich - Fachstelle Lärmschutz, 19 S., Download pdf (1.583 kb)
R. Stangl & J. Berger (2004): Untersuchung zur Wirksamkeit von Gehölzstrukturen für den Lärm- und Sichtschutz an der Brennerautobahn. Arbeitsbericht im Auftrag der Autostrada del Brennero S.P.A., Institut für Ingenieurbiologie und Landschaftsbau der Universität für Bodenkultur Wien, 81 S., Download pdf (8.147 kb)
K. Stroh (2008): Lärm – Straße und Schiene. UmweltWissen, Bayerisches Landesamt für Umwelt, 10 S., Download pdf (587 kb)  
 

 


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Stand März 2009